Molekulare Tumortherapie
Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie
Als molekulare Therapie bezeichnet man zielgerichtete Therapien, die anhand bestimmter genetischer Veränderungen des jeweiligen Tumors patientenspezifisch appliziert werden können. Teilweise haben diese Therapien schon Einzug in die Leitlinien erhalten (z.B. Antikörpertherapie nach RAS-Status bei Darmkrebs), häufig benötigen zielgerichtete Therapien vor möglicher Applikation noch eine Genehmigung durch die Krankenkasse als Kostenträger. Vielfältige Publikationen zeigten, dass bösartige Erkrankungen sich in ihrer molekularen Identität deutlich unterscheiden, auch wenn sie in den gleichen Organen ihren Ursprung haben. Die molekulare Tumortherapie hat daher in den letzten Jahren bei Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts stark an Bedeutung gewonnen.
Um geeignete molekulare Therapieziele außerhalb der Leitlinie rechtzeitig identifizieren zu können, bedarf es einer molekularpathologischen Aufarbeitung des Tumorgewebes. Diese sollte aufgrund des Zeitbedarfs für die Analyse erfolgen, sobald mit der letzten leitliniengerechten Chemotherapie begonnen wird. Die Indikation hierfür wird von unserem Interdisziplinären Tumorboard gestellt. Im Anschluss muss definiert werden, ob eine erneute Probenentnahme zur Gewinnung von Tumormaterial notwendig ist, oder auf bereits vorhandenes Gewebe zurückgegriffen werden kann.
Im Anschluss erfolgt eine umfassende molekulargenetische Aufarbeitung des Tumorgewebes durch das Institut für Pathologie der UMG. Im molekularen Tumorboard, welches an der UMG seit Herbst 2019 zweiwöchig tagt, werden die gefundenen Mutationen mit möglichen Therapieoptionen korreliert und eine Prioritätenliste anhand des klinischen Evidenzgrades erstellt. Anschließend kann die empfohlene Therapie dann bei der jeweiligen Krankenkasse beantragt und bei positivem Votum appliziert werden. Ein Teil der molekularen Therapie erfolgt im Rahmen von klinischen Studien und außerhalb der Zulassung des jeweiligen Medikamentes.
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