AG Cameron

Phytotherapie / Kampo-Medizin

Forschungsschwerpunkte

Die Japanische Kampo-Medizin hat eine über 1500 Jahre alte Tradition. Ihren Ursprung hat sie in der antiken chinesischen Medizin, deren Wissen über Jahrhunderte tradiert wurde und sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts eigenständig weitereinwickelte.

Traditionell werden Mixturen verschiedener Arzneipflanzendrogen bei Infektionen, funktionellen und neurovegetativen Beschwerden, insbesondere des Magen-Darm-Trakts, und bei Mikrozirkulations-störungen verwendet.

Forschungsschwerpunkt ist das Pankreaskarzinom, das durch seine späte Diagnosestellung, einen aggressiven Phänotyp und eine infauste Prognose gekennzeichnet ist. Neben epigenetischen Mechanismen auf zellulärer Ebene führen chronische Entzündungsprozesse und Mikrozirkulationsstörungen zu ‚Wundheilungsstörung‘ mit Stromabildung. Hier wurden traditionell Arzneipflanzenrezepturen eingesetzt.

Ziel unserer Arbeitsgruppe ist die Untersuchung von Prozessen, die bei der Genese und Entwicklung von Tumoren, insbesondere dem Pankreaskarzinom, eine Rolle spielen und zur Tumorkachexie beitragen. Die Wirkmechanismen etablierter Wirkkombinationen von Arzneipflanzen und deren phytochemisch neu generierten Arzneipflanzenextrakten werden im Kontext aktueller therapeutischer Ansätze untersucht.

Fördermittel

Publikationen

Publikationen (Auswahl)

  • Cameron S, Schwartz A, Sultan S, Schaefer IM, Hermann R, Rave-Fränk M, Hess CF, Christiansen H, Ramadori G. Radiation-induced damage in different segments of the rat intestine after external beam irradiation of the liver. Experimental Journal of Pathology – 2012; 92:243-258.
    Strahlenschäden sind dosislimitierende Faktoren. Besonders die Dünndarmmukosa ist anfällig mit Schleimhautödem, Hyperämie, Durchblutungsstörung und capillary leak in Folge der Entzündungsreaktion. Es kommt zu Verkürzung der Villi, Epithelverlust, Schädigung der Krypten und konsekutiv Fibrose, wie man sie klinisch beobachtet. An einem Rattenmodell mit Einzeitbestrahlung der Leber (25 Gy) konnten wir die out-of-field Effekte am Darm untersuchen. Während ein epithelialer Schaden in allen Dünndarmabschnitten apparent war, zeigte sich eine komplette Abschilferung der Villi mit Destruktion der Krypten nur im Ileum, mit defizienter Regeneration. Wir konnten zeigen, dass eine Störung der Mikrozirkulation mit protrahierter Entzündung und verminderter Rekrutierung regeneratorischer Zellen eine Rolle spielt.
  • Cameron S, Gieselmann M, Blaschke M, Ramadori G, Füzesi L. Immune cells in primary and metastatic gastrointestinal stromal tumors (GIST). Int J Clin Exp Pathol 2014; 7: 3563-3579
    Gastrointestinale Stromatumore (GIST) sind seltene mesenchymale Tumore, deren Rezidivrisiko sich an Mitoserate, Größe und Lokalisation (Magen/extragastrisch) orientiert. Anders als epitheliale Tumore zeigen sie kaum entzündliches Infiltrat. In einer früheren Arbeit konnten wir entsprechend die fehlende Expression inflammatorischer akute-Phase-Zytokine (IL6, TNFα) zeigen (Cameron, et al. EurJGastroenterol Hepatol 2008; 20: 327-334). Die aktuelle Arbeit vergleicht das Immunzell-Mikroenvironment in primären GIST und Leber- versus peritonealen Metastasen. An Mikroarrays von 196 GISTs konnten wir demonstrieren, das dass Immunmikroenvironment in peritonealen Metastasen - ähnlich dem Primarius - von fibrohistiozytären Zellen (Ki-M1P+) geprägt ist (entsprechend ‚Abtropfmetastasen‘), während in den hämatogen metastasierten Lebermetastasen lymphozytäre Zellen (CD3) dominant waren.
  • Joensuu H, Wardelmann E, Eriksson M, Reichardt A, Sundby Hall K, Schütte J, Cameron S, Hohenberger P, Sihto H, Jost PJ, Lindner LH, Bauer S, Nilsson B, Kallio R, Pesonen T, Reichardt P. KIT and PDGFRA Mutations and Survival of Gastrointestinal Stromal Tumor Patients Treated with Adjuvant Imatinib in a Randomized Trial. Cancer Res 2023: doi: 10.1158/1078-0432.CCR-22-3980
    Gastrointestinale Stromatumore (GIST) werden nach Rezidivrisiko klassifiziert. Die SSGXVIII-Studie war entscheidend für die Dauer der adjuvanten Therapie (1 versus 3 Jahre) bei hohem Rezidivrisiko. Das Therapieansprechen ist abhängig von der zugrundeliegenden Mutation im KIT oder PDGFRA Gen. Nun gibt es Daten zum Langzeit-follow-up (Joenssuu H., JCO 2020;28:15; Joenssuu H., JAMA Oncol 2020;6:1241-46). Diese Studie konnte zeigen, dass Patienten mit KIT-Exon 11 Deletion oder Insertion-Deletion über eine Dauer von 10 Jahren signifikant von der 3-jährigen adjuvanten Behandlung profitierten, während fast alle Patienten mit KIT-Exon 9 Mutation rezidivierten. Die seltene PDGFRA-Exon 18 D842V-Mutation ist kein Target für Imatinib, bei jedoch gutem Langzeitüberleben.
  • Kuchta K, Cameron S. Phytotherapy for Cachexia: Where do we stand? Front. Pharmacol. 2020; 11:917. doi: 10.3389/fphar.2020.00917
    Kachexie ist geprägt durch ungewollten Gewichtsverlust (Wasting-Syndrom) und Fatigue. Sie kennzeichnen das letzte Stadium von Tumorerkrankungen, aber auch chronische Infektionen (Tuberkulose), Lungen- (COPD), neurologische Erkrankungen (Parkinson, MS), sowie Leber-, Nieren- oder Herzinsuffizienz. Es kommt zu vermehrten Abbauprozessen bei verminderter Proteinsynthese und Lipogenese. Hinzu kommt eine Stressreaktion mit akute-Phase-Reaktion und vermehrter Katecholaminausschüttung. In der traditionellen Phytotherapie finden sich sog. ‚Adaptogene‘. Hierzu gehören z.B. Ginseng, und Süßholz. Wir haben nun die bekannten Arzneipflanzen und deren Inhaltsstoffe in eine Suchmatrix eingegeben und konnten drei Signalwege beschreiben, die über diese Arzneipflanzen moduliert werden: AKT/mTOR-, Melatonin- und JAK/STAT-Pathway. Weitere Untersuchungen an asiatischen Rezepturen werden durchgeführt.
  • Kuchta K, Cameron S. Tradition to Pathogenesis: A novel hypothesis for Elucidating the pathogenesis of Diseases Based on the Traditional Use of Medicinal Plants. Front. Pharmacol. 2021; 12:705077. doi: 10.3389/fphar.2021.705077
    Im Hinblick auf die Älter-werdende Bevölkerung, zunehmende Antibiotika-Resistenzen und unbekannte Infektionen mit unklaren post-infektiösen Komplikationen, wie z.B. Long-Covid-Erkrankungen hilft es, sich auf klassische Konvergenzen der Evolution zu besinnen. Wir beschreiben dies – neben ‚Bedside-to-Bench‘ und ‚Bench-to-Bedside‘ als ‚Tradition-to-Pathogenesis‘. So wurden Gastritiden traditionell mit Glycyrrhiza spezies behandelt und auf Kreta mit Labdanum-Harz aus Cistus creticus L.. Beide Arzneipflanzen haben antibakterielle Wirkung. Man hätte bereits vor Warren und Marshall, die 2005 den Nobelpreis für die Entdeckung von Helicobacter Pylori als Ursache peptischer Ulzera erhalten haben, schließen können, dass Gastritiden bakteriell getriggert sein können. Der Artikel nennt weitere Beispiele.

Weitere Publikationen

Kooperationen

  • Prof. Dr. Dr. Albrecht Neeße, Klinik für Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie, UMG.
    AG Translational and clinical microbiome research in hepato-pancreato-biliary disease.
  • Dr. Shiv Shing, Klinik für Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie, UMG.
    AG Transcriptional Reprogramming in Cancer Plasticity.
  • Prof. Frauke Alves, Max-Planck Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften.
    Translationale Molekulare Bildgebung.
  • Prof. Wiebke Möbius, Max-Planck Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften.
    Electron Microscopy Group.
  • PD Dr. Lena Conradi, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, UMG.
    AG Tumor cell metabolism.
  • Dr. Kenny Kuchta; Forschungsstelle für fernöstliche Medizin
    Albrecht-von-Haller Institut für Pflanzenwissenschaften, Universität Göttingen.
  • Dr. Jana Seele, AG Prof. R. Nau; Experimentelle Neuroinfektiologie - UMG
  • PD Dr. Judith Büntzel, AG Prof. C. Binder; Klinik für Hämatologie und Med. Onkologie, UMG.
    AG Tumorinvasion und Metastasierung
  • Hans Rausch, PhytoChem® Referenzsubstanzen.
    Herstellung, Charakterisierung und Standardisierung der Arzneipflanzenextrakte
  • PD Dr. Marco Metzger; Fraunhofer Translations-Zentrum für regenerative Therapien Würzburg.
    Resorption pflanzlicher Arzneistoffe an etablierten Darmmodellsystemen.
  • DIN Normenausschuß Traditionelle Chinesische Medizin (ISO/TC249)
  • International Society for Japanese Kampo Medicine (ISJKM), Präsidentin

Team

Arbeitsgruppenleiterin

PD Dr. med. Silke Cameron

PD Dr. med. Silke Cameron
  • Schwerpunkt Phytotherapie / Kampo-Medizin

    Lebenslauf

Doktoranden:

  • Paulina Siebel
    Wirkung des standardisierten japanischen Kampo-Arnzeipflanzenpräparates Juzentaihoto auf das Tumormikroenvironment des Pankreaskarzinoms – ein Vergleich mit Gemcitabin.
  • Paul Zedler
    Untersuchung zur erweiterten Anamnese gastrointestinaler Beschwerden unter Einbeziehung der traditionellen Kampo-Kriterien.
  • Danai Kuhn
    Untersuchung zum Einfluß der Japanischen Kampo-Medizin auf den Zellmetabolismus bei Tumoren am Beispiel des Pankreaskarzinoms.

Ehemalige:
Kevin Weimar, M.Sc. Pharmazeut. Chemie
Lina Frank, M.Sc. Pharmazeut. Chemie

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